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Fünf Jahre wurde das STADTPALAIS aufwändig renoviert. Seit nun genau 10 Jahren erstrahlt das Palais der fürstlichen Familie Liechtenstein nun in altem Glanz und ist im Rahmen von Veranstaltungen und Führungen zugänglich. Einblicke in eine umfangreiche Restaurierung und Denkmalpflege auf höchstem Niveau.
„Es war uns ein großes Anliegen, das STADTPALAIS, das seit 1694 in Besitz unserer Familie ist, zu renovieren. Ich sehe es auch als eine gewisse Verpflichtung, es für die Nachwelt zu erhalten. Das Palais wurde in aufwendigster Detailarbeit an moderne Standards angepasst, der historische Charme jedoch perfekt erhalten. Jetzt freuen wir uns, das Haus für wunderschöne Veranstaltungen zu vermieten und mit Führungen wieder zum Leben zu erwecken“, erzählt der Bauherr, S.D. Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein, nach Abschluss der Renovierung 2013.
Die Sanierung. Denkmalpflege auf höchstem Niveau.Das STADTPALAIS hatte sich vor Beginn der Sanierungsarbeiten 2008 durch Setzungen und Kriegsschäden, die nur oberflächlich behoben worden waren, in derart schlechtem statischen Zustand befunden, dass zuerst ein Stahlskelett als Stütze eingezogen werden musste. Erst im weiteren Verlauf konnten die restauratorischen Arbeiten, bei denen der Einsatz authentischer Materialien und der originalen Bautechnik im Vordergrund standen, beginnen: So wurden zum Beispiel die weltberühmten Thonet-Böden – dort, wo sie schadhaft waren – in minutiöser Handarbeit intarsiert. Um die restaurierten Böden dauerhaft zu erhalten, folgte der Entschluss, sie in den Veranstaltungsbereichen mit einer Nachbildung abzudecken. Dazu wurden die prachtvollen Muster der Böden quadratmeterweise abfotografiert, farblich abgestimmt und auf Holzplatten gedruckt. Ein ähnlich aufwändiges Unterfangen war die Nachwebung einzelner Seidenbespannungen: So wurde extra die Adaptierung eines Webstuhls, der über 20.000 Kettfäden verarbeitet, veranlasst. Die hohen Ansprüche bei der Restaurierung erklären auch den großen Personaleinsatz während der Sanierungsarbeiten: „200 bis 250 Personen waren im Schnitt pro Tag auf der Baustelle, an Spitzentagen bis zu 500.“, erläutert Architekt Manfred Wehdorn.
Die Revitalisierung des STADTPALAIS Liechtenstein war eine der umfangreichsten Restaurierungen nach wissenschaftlich-denkmalpflegerischen Grundsätzen der letzten Jahre in Wien. Die Restaurierung unterstreicht im Besonderen den Alterswert: So erfolgten etwa Neuvergoldungen nur dort, wo Ergänzungen durchgeführt werden mussten, sonst wurde die rund 170 Jahre alte Vergoldung nur gereinigt. Insgesamt wurden 1,5 Kilogramm Blattgold (rund 150.000 Stück) verwendet und in rund 54.000 Arbeitsstunden per Hand aufgetragen.
EINIGE ZAHLEN & FAKTEN ZUR DENMALPFLEGE UND RESTAURIERUNGetwa 150.000 Stück Blatt Blattgold mit einem Gesamtgewicht von rund 1,5 kg Gold rund 54.000 Arbeitsstunden Restaurierung Vergoldung Restaurierung und Instandsetzung von rund 880 m² Intarsienparkett und 1.850 m² Tafelparkett Restaurierung von 4 großen Bronzelustern und 20 Kristalllustern Bestückung der Luster mit 1.200 Stück LED-Kerzen
Im Gespräch mit: Architekt Manfred WehdornVon 2008 bis 2013 dauerte die Renovierung des STADTPALAIS. Maßgeblich daran beteiligt war Prof. Manfred Wehdorn. Im Rahmen des Jubiläums hatten wir die Gelegenheit, dem Wiener Architekten einige Fragen zu dem aufwändigen Umbau zu stellen.
Die Revitalisierung des STADTPALAIS gilt als eines der denkmalpflegerisch anspruchsvollsten Projekte der letzten Jahre in Wien. Worin bestand für Sie als Architekt in diesem Zusammenhang die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung bestand in der Revitalisierung, das heißt in der Wiederbelebung eines barocken Palais für eine zeitgemäße Nutzung mit mehreren Nutzungsschwerpunkten, wie etwa Veranstaltungs- und Ausstellungsräume oder Bürobereiche.
Im November 2008 war Baubeginn. Welchen Eindruck hatten Sie damals vom Gebäude?
Schlicht und einfach: „katastrophal“. Alles war – heute nicht mehr vorstellbar – grau in grau, die weltberühmten Thonet-Böden nicht zuletzt aufgrund der vorangegangenen Fremdnutzung zu etwa fünfzig Prozent zerstört, die wertvollen Brokatstoffe der Wandbespannungen, Vorhänge und vor allem der Sitzmöbel zu einem Großteil beschädigt, verbraucht und verschlissen. Hinzu kamen schwerste statische Schäden, die vor Beginn der Restaurierungsarbeiten erst behoben werden mussten.
Die restauratorischen Arbeiten folgten – entsprechend der Denkmalpflege – unter anderem dem Credo, authentische Materialien einzusetzen. Alterswert und Patina sollten erhalten bleiben. Welches Beispiel ist Ihnen dabei in besonderer Erinnerung geblieben?
Ein besonders augenscheinliches und beeindruckendes Beispiel ist die reiche Vergoldung der Ornamentik, die mit wenigen Ausnahmen nur gereinigt zu werden brauchte und heute – nach mehr als 150 Jahren – strahlt wie eh und je, ohne die Aufdringlichkeit einer neuen Totalvergoldung zu zeigen. Ähnliches ist auch vom Deckendekor zu sagen, dessen faszinierende Farbigkeit freigelegt und von unseren großartigen Restauratoren und Restauratorinnen nur ausgebessert zu werden brauchte.
Zu Spitzenzeiten waren mehr als 500 Personen zeitgleich auf der Baustelle. Wie aufwändig ist so ein Projekt aus Architektensicht?
Denkmalpflege ist nach wie vor intensiv. Die genannte Zahl (die übrigens nur an einem Tag in der Fertigstellungsphase erreicht worden war) zeigt, dass die Restaurierung eines so komplexen Projektes für PlanerInnen nicht zuletzt ein logistisches Problem darstellt. Bezeichnenderweise waren bis zu 18 Architekten und Architektinnen aus unserem Büro im Einsatz. In diesem Sinn habe ich unsere Arbeit auch stets als einen Beitrag zur Weiterbildung und Schulung der nächsten Architektengeneration betrachtet.
Eine Anforderung bestand auch im Anspruch, technische Einbauten weitestgehend zu verbergen. Welcher Einbau ist denn am raffiniertesten versteckt?
Wer heute die wunderschönen Räume besucht, ahnt nicht den hohen technischen Ausbau, der unter den Fußböden, hinter den Hauptgesimsen und wo immer auch sonst verborgen ist. Es gibt keine historischen Öffnungen, wie etwa Kamine und Schornsteine, die nicht für Kabelführungen, Luftansaugung und -ausblasung herangezogen wurden.
Welche Erkenntnisse haben Sie persönlich durch den Umbau des STADTPALAIS gewonnen?Das Lernen hört nie auf… Immer wieder wurden wir vor Probleme gestellt, für deren Lösung aus technischer, restauratorischer und auch aus wirtschaftlicher Sicht erst Methoden entwickelt werden mussten. Ursache war zum Teil auch, dass versucht wurde, die beeindruckende historische Technik aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, für welche auch der damalige Architekt, Peter Hubert Desvignes, berühmt war, in ihrer originalen Funktionalität in die Restaurierung miteinzubeziehen - wie etwa automatisch öffnende Türen, großformatige hochziehbare Spiegelverkleidungen, eine „unsichtbare“ Musikergalerie und vieles andere mehr.
Im April 2013 – und damit nun genau vor 10 Jahren – waren die Renovierungen erfolgreich beendet. Worauf sind Sie rückblickend besonders stolz?
Nicht stolz, aber glücklich bin ich, dass es uns gelungen ist, ein großes gemeinsames Team zu bilden und unseren Enthusiasmus auf alle Beteiligten, BauarbeiterInnen, TechnikerInnen, RestauratorInnen zu übertragen. Große Projekte gelingen nur, wenn sich alle Beteiligten mit der Aufgabenstellung identifizieren. In diesem Sinn gilt mein großer Dank auch der Fürstenfamilie für deren Begeisterung, Verständnis und Mäzenatentum, welche die Grundsteine des Erfolges bildeten.
Die Restaurierung von Peter Paul Rubens' Decius-Mus-ZyklusEr gehört zu den beeindruckendsten Werken der Fürstlichen Sammlungen: der Decius-Mus-Zyklus von Peter Paul Rubens. Zu sehen ist die Gemäldefolge im GARTENPALAIS Liechtenstein. Seit Mai des vergangenen Jahres läuft nun ein umfassendes Forschungs- und Restaurierungsprojekt.
Zu den großartigsten Kunstwerken der Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein zählt der Decius-Mus-Zyklus von Peter Paul Rubens. Seit seinem Erwerb im Jahre 1693 durch Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein bildet dieser achtteilige Gemäldezyklus zu Sieg und Tod des römischen Konsuls Decius Mus ein Herzstück der Fürstlichen Sammlungen. Hier weiterlesen ...
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